1000 Jahre Kronach zeigt Engagement

„Die Geburtstagsparty für unsere Mitglieder steigt erst später im Jahr“, bedauert Vorsitzender Manfred Raum die Zeitumstände, „dann, wenn wieder Veranstaltungen mit mehr Teilnehmern ohne Abstand möglich sind.“ Darauf hoffen viele Vereine, so auch 1000JahreKronach, der seit 30 Jahren aktiv ist.

1000JahreKronach wurde 1991 gegründet:

30 Jahre Vereinsarbeit für Kronach

Am 6. März 1991 waren dem Aufruf des damaligen Kronacher Bürgermeisters 75 Bürgerinnen und Bürger in den Gemeinschaftsraum des Neuen Rathauses gefolgt, 57 waren an jenem Abend sofort bereit den Verein aus der Taufe zu heben. Anlaß war die Überlegung, die städtische Bevölkerung frühzeitig auf das Geschichtsjubiläum einzustimmen, mit dem im Jahr 2003 die urkundliche Ersterwähnung gefeiert werden sollte. Betont werden sollte das ehrenamtliche Engagement, mit dem Ziel, die Stadt dadurch lebenswerter und attraktiver zu machen.

Bemerkenswert ist, dass der Verein keine Individualinteressen verfolgt, sondern laut seiner Satzung „den Bürgerinnen und Bürgern die geschichtliche Entwicklung der Stadt Kronach nahebringen, deren Konsequenzen für Gegenwart und Zukunft aufzeigen, das Identitätsgefühl der Bürgerschaft mit ihrer Stadt und untereinander fördern und die Bedeutung Kronachs nach außen gebührend darstellen“ soll. Die Zahl der Mitglieder wuchs schnell, offenbar wollten viele sich für die Verbesserung der Lebensqualität einsetzen. In Kronach sah man nach der Wiedervereinigung optimistisch in die Zukunft und erkannte, dass es gemeinsam viel anzupacken galt.

Ausstellung in der Alten Markthalle (Kunstakademie München)

Geschichte und Kultur

Für einen Geschichts- und Kulturverein eröffnet sich ein weites Feld. In Kronach spielen die baulichen Kleinode Obere Stadt und Festung mit ihrer Geschichte eine besondere Rolle. So machte sich der neue Verein auch gleich daran, für die Alte Markthalle im Alten Rathaus öffentliche Nutzungen zu propagieren. Diese Halle war bis dahin als städtische Abstellkammer genutzt. Das kann sich heute niemand mehr vorstellen. Mit ihrer Räumung war der erste Schritt für eine Belebung getan. Auch in dem noch unsanierten Zustand wurde die Halle fortan gern für besondere Anlässe und Ausstellungen genutzt, u.a. schon beim 1. Lucas-Cranach-Preis der Stadt Kronach im Jahr 1992 oder bei einer Ausstellung der Münchner Akademie der Bildenden Künste im Jahr 1997.

Lucas Cranach und andere Kronacher

Der große Sohn der Stadt war sowieso ständig auf der Vereins-Tagesordnung, so brachte 1000JahreKronach zur Cranach-Landesausstellung 1994 verschiedene Publikationen heraus, z.B. einen längst fälligen Kronach-Farbbildband. 1996 gelang es dem Verein, das Cranach-Werk „Christus und die Samariterin am Jakobsbrunnen“ zu erwerben; seitdem bereichert es die Fränkische Galerie. 2017 war das Bild in einer großen Cranach-Ausstellung in Düsseldorf zu sehen. Seit längerem verfolgt 1000JahreKronach das Projekt „Cranach-Welten“:

Ausschnitt aus dem Cranach-Werk "Christus und die Samariterin am Jakobsbrunnen" als Titel einer 1000JahreKronach-Zeitschrift

hierzu wird alles gesammelt, was mit Cranach zu tun hat. Und aus diesem Cranach-Archiv werden Ausstellungen gebildet, die einprägsam über sein Werk und seine Bedeutung informieren. Doch auch weiteren bedeutenden Kronachern galt das Interesse: Johann Kaspar Zeuß (1806-1856) wurde ebenfalls in der Arbeit von 1000JahreKronach besonders gewürdigt. Aus seinen in Latein verfaßten sprachwissenschaftlichen Werken konnte eine Übersetzung der „Einleitung zur Grammatica Celtica“, seinem Hauptwerk, herausgegeben werden (2011).

Buchcover J.K.Zeuss: Einleitung zur Grammatice Celtica

Dem verdienten Bürgermeister Carl Mertel (1809-1873) verschaffte 1000JahreKronach einen Druck seiner „Fortgesetzten Chronik der Stadt Cronach“ (2015). Dem Kronacher Maler Lorenz Kaim (1813-1885) wurde in den Vereinszeitschriften mehrfach nachgespürt, vor allem wurde in Kooperation mit der Bürgerstiftung Historisches Kronach dafür gesorgt, daß das Gemälde seiner Frau Franziska restauriert wurde.


Buchcover zu "Fortgesetzte Chronik der Stadt Cronach" von Carl Mertel

Viele andere Personen, Firmen und Geschichtsdaten wurden in zahlreichen Vorträgen, kleineren Schriften und in den inzwischen 53 Ausgaben der 1000JahreKronach-Zeitschrift behandelt, aber genauso auch zeitgenössische Kultur- und Kunstereignisse festgehalten. Die in Büchereien gesammelt vorliegenden Zeitschriften stellen so mittlerweile oft zitierte Quellen dar.

Die Geschichtsvermittlungsarbeit fand einen Höhepunkt mit der Herausgabe des Historischen Stadtlesebuchs zur Tausendjahrfeier im Jahre 2003.


Lorenz Kaim: Bild der Franziska Kaim nach der Restaurierung

Auch unterhaltender Literatur widmete sich 1000JahreKronach. „Erinnerungen an das alte Kronach“ von Kurt Reuß spiegelt das Kronach der 1930/40er Jahre. Ein Kinderbuch mit „Kronacher G´schichten“ aus dem Jahr 2013 liegt inzwischen als Hörbuch vor, der Band II erschien 2020. Der regionalen Krimi-Szene widmete sich der Verein mit Leseabenden und der Förderung von Publikationen.

Vorarbeit für das Stadtjubiläum

Gerade bei Vorbereitung und Durchführung des Stadtjubiläums zeigte sich, wie wichtig es war, schon frühzeitig auf den ehrenamtlichen Einsatz der Bürgerschaft zu setzen. Stadtvogt Hans Götz, langjähriger stellvertretender Vorsitzender von 1000JahreKronach, hatte dafür die Erklärung „Bürger (er)leben ihre Geschichte“ geprägt, d.h. dass möglichst viele für dieses Ziel gewonnen werden sollten.

Lucas Cranach d. Ä. im Gespräch mit Martin Luther (Stadtvogt Hans Götz) beim Historischen Stadtspektakel 2015

Die historischen Stadtfeste sollten von Gruppen und Vereinen aus der Stadt gestaltet werden. Das wurde auch zum Erfolgsrezept! So wie bei den Faust-Festspielen seit den 1995er Jahren eine große Zahl von begeisterten Ehrenamtlichen mitwirkten, bildeten sich auch für die historische Szene engagierte Gruppen, die historische Szenen darstellten, alte Handwerke und Gewerbe verkörperten oder mit Musik und Tanz die Feste ausgestalteten. Insofern wurde der Zweck der Vereinsgründung erreicht. An das Stadtjubiläum 2003 mit seinem umfangreichen und anspruchsvollen Jahresprogramm werden sich wohl alle, die sich daran beteiligten, gerne erinnern, und für die Stadt Kronach selbst brachte es einen beachtlichen Imagegewinn.

Die ehrenamtlich-aktive historische Seilergruppe

Auswirkungen der Pandemie

Was hier in wenigen Worten und längst nicht erschöpfend zusammengefasst ist, waren und sind Arbeitsergebnisse mit zumeist langer Vorbereitung durch Teams oder ehrenamtlich tätige Mitglieder, und vor allem fanden sich dafür auch immer Sponsoren, die hinter den Projekten standen und den Erfolg absicherten. 1000JahreKronach hat vielfach Anstöße gegeben oder städtische Aktivitäten unterstützt. So waren in den 1990er Jahren die Kapazitäten der städtischen Tourismuswerbung ja noch im Ausbau. Der Tourismus- und Veranstaltungsbetrieb der Stadt, verlegt in die ehemalige Rathausgalerie, war erst im Entstehen und hat dann mehr und mehr organisatorische Aufgaben übernehmen können. Wenn auch hier starke Strukturen aufgebaut worden sind, sollte dadurch die ehrenamtliche Beteiligung der Bürgerschaft nicht entbehrlich werden. Gerade darauf muß sich jetzt das Augenmerk aller Verantwortlichen richten. Denn die Pandemie hat gerade in dieser Hinsicht schon viel geschadet, weil das Zusammenkommen und Miteinandergestalten nur bedingt möglich ist.

Auch bei 1000JahreKronach wird insofern kürzergetreten. Aktivitäten müssen sich im Wesentlichen auf home-office-Machbares beschränken. Aber trotzdem geht mit entsprechendem Willen einiges. So entstand ja 2020 das Kinderbuch Kronacher G´schichten II und in wenigen Tagen wird ein weiteres Geschichtsbuch erscheinen: „Von Handwerkern, Pfuschern und Laien – Aufzeichnungen aus alten Niederschriften“. Der ehemalige Kreisheimatpfleger Roland Graf zeichnet für die 472 Seiten mit über 250 Abbildungen verantwortlich, 1000JahreKronach hat die Herausgabe übernommen.

Kinderbuch Kronacher G´schichten II (2020)

Mit unseren Schaufenstern in der Amtsgerichtsstrasse informieren wir anschaulich über Lucas Cranach in den Cranach-Welten, das Internet wird genutzt für Lesungen, Vorträge und die Vorstandssitzungen und mit den Mitgliedern halten wir Kontakt durch Rundbriefe und -mails und nicht zuletzt über die Zusammenarbeit mit der Presse. „Die Pandemiezeit kann genutzt werden um neue Ideen zu sammeln und Pläne zu schmieden“, meint Vorsitzender Manfred Raum, „danach aber brauchen wir wieder umso mehr die Mitarbeit und Unterstützung unserer Mitglieder und vor allem auch - neuer Mitglieder.“